Zweiter sind sie nach der Bundesliga-Hinrunde, aber vom ersten Titel seit 1958 träumen auch die größten Schalke-Fans bei elf Punkten Rückstand auf die Bayern nicht mehr. Eher schon vom sechsten Pokalsieg der Klubgeschichte. Um zu wiederholen, was heute vor 80 Jahren geschah, müsste der Tedesco-Elf schon ein Wunder gelingen: Schalke holte das erste Double des deutschen Fußballs. Eine Zeitreise.
Das Endspiel fand in Köln statt, am Morgen hatte es geschneit, sie spielten um den Tschammer-Pokal. Bei der Übergabe auf dem Festbankett trugen alle Anzug und Krawatte. Offenkundig eine andere Fußballzeit, überhaupt eine ganz andere – die des Nationalsozialismus.
Rein sportlich war es fraglos die größte Ära der Schalker, die fast jedes Jahr in einem Endspiel standen – ob Pokal oder Deutsche Meisterschaft, die zwischen 1934 und 1942 sechsmal gewonnen wurde. Mit dem Pokal taten sie sich schwerer; den holten sie in der Ära nur einmal. Und weil sie schon Meister von 1937 waren, wurde ein Double daraus. Den Begriff kannte man damals noch nicht, in der Fachpresse ist vom „doppelten Meister“ oder „Doppel-Triumphator“ die Rede.
Bedeutsam war das Double allemal. 15 Doubles hat es in der deutschen Fußballgeschichte gegeben, verteilt auf fünf Vereine – Schalke machte den Anfang. Dass es nicht mehr wurden für die Knappen, dürfte sie selbst am allermeisten geärgert haben.
Schon bei der Pokalpremiere 1935 vergaben sie die erste Double-Chance (0:2 gegen Nürnberg). Eine weitere 1942 (0:2 gegen 1860 München). Am 9. Januar 1938 klappt es, obwohl die populärste deutsche Mannschaft nicht Favorit im Endspiel gegen Fortuna Düsseldorf war,. Düsseldorf galt seit der Finalpleite 1933 (0:3) als Angstgegner. Der Pokal hieß nach dem damaligen „Reichssportführer“ Hans von Tschammer und Osten und ist verschollen. Eine Replik steht seit 2014 im Schalker Museum.
Ausgespielt wurde der Pokal von August bis Dezember, jedenfalls planmäßig. Denn schon zum zweiten Mal in Folge fiel das Endspiel aus Termingründen ins nächste Jahr, und so wurde der Pokalsieger 1937 eben erst am zweiten Sonntag anno 1938 ermittelt. Es gab keinen festen Finalort; der DFB nahm auf die anreisenden Teams und Zuschauer bei der Wahl noch Rücksicht. Und so trafen sich Gelsenkirchener und Düsseldorfer eben in Köln. 17 Sonderzüge fuhren am Hauptbahnhof am Dom ein, das Müngersdorfer Stadion platzte aus allen Nähten: 72 000 Zuschauer markierten einen Europarekord für ein Pokalspiel – hinter England und Schottland.
Das Vorspiel der Jugend musste schon nach 15 Minuten abgebrochen werden, damit der vom Dauerregen getränkte Rasen nicht gar zu tief werden würde. Während der 90 Minuten fegte ein Orkan über den Platz. Schalke spielte fast in Bestbesetzung. Nur Verteidiger Otto Schweißfurth fehlte; ihn ersetzte Ernst Sontow.
Gegenwind half im Endspiel
Die Elf von Trainer Hans „Bumbes“ Schmidt hatte den Wind zunächst im Rücken, schoss aber vor der Pause keine Tore. Nun vermeintlich im Nachteil, trotzten sie dem Sturm und schossen binnen zweieinhalb Minuten nach dem Wechsel ein 2:0 heraus – durch Ernst Kalwitzki und Fritz Szepan.
Die demoralisierte Fortuna kam nur noch zum 1:2 durch einen Handelfmeter von Paul Janes (84.). Der Pokal ging an den Schalker Markt, wo den Helden ein großer Empfang bereitet wurde. Die Feierlichkeiten lagen in den Händen der Parteiorganisation. Wie in jenen Jahren üblich, endete der Triumphzug mit dem „Horst-Wessel-Lied“ und dem „Deutschland-Lied“. Und die Fußballwoche titelte: „Schalke am Ziel seiner großen Sehnsucht“.